Waldmünchner Urlaubsland - im Bayerischen Wald ganz oben

Gastronomie, Beherbergungs- und Freizeitbetriebe sind nach gefühlter Ewigkeit endlich wieder geöffnet und der Sommer hat Einzug gehalten. Sonnenschein, warme Temperaturen, laue Nächte locken nach draußen und entfachen die Lust puren Bike-Spaß zu erleben und neue Energien in unberührter Natur zu tanken. Da kommt ein echter Geheimtipp für ein relativ unbekanntes Bike-Areal, wo man sich nach Lust & Laune auspowern kann gerade recht. Imposantes Gipfelglück genießen, tierisch Fahrspaß haben und dabei spannende Highlights wie beispielsweise das Gläserne Gipfelkreuz am Reiseck (902 m ü.NN.) oder den Leuchtturm der Menschlichkeit auf dem Tannenriegel (910 m ü.NN.) entdecken. All das gibt's im »Waldmünchner Urlaubsland«, dessen Grenzkamm am Gibacht die Schnittstelle zwischen Bayerischer Wald, Oberpfälzer Wald und dem Böhmerwald in Tschechien bildet.

Bevor man auf dem Gebirgskamm in den Genuss des herrlichen Rundblicks über den Bayerischen Wald und die tschechische Tiefebene kommt bzw. bei guter Fernsicht vielleicht sogar die gezackte Nordalpenkette erspäht, piesackt erst mal der knackige 500 Höhenmeter-Anstieg zum Gibachtmassiv. Das Uphill-Leiden testet die konditionellen Fähigkeiten, fordert seinen Schweißtribut und stellt die Willenskraft auf die Probe, es sein denn ein Akku leistet Schützenhilfe. Der Name Gibacht hat sich im Volksmund aller Voraussicht nach aus der Lage an der deutsch-böhmischen Grenze herausgebildet, dessen unwegsames Gelände früher von der Epoche des Eisernen Zauns geprägt war. Einstige Schmugglersteige zeugen von regem (Handels-) Verkehr über diese alte Grenzlinie, wobei illegale Grenzgänger vor Militärwachposten beiderseits der Grenze um ihr Leben fürchten mussten. Der sogenannte "Eiserne Zaun" gehört gottseidank der Vergangenheit an, dessen dunkle Geschichtskapitel hoffentlich für immer und ewig geschlossen bleibt. 

Bild: dieser einheimische Vollblutbiker machte sich nach x-facher Gipfelerstürmung in der Biker-Szene als "Mister Cerchov" einen Namen.

Ausufernden Naturnutzerdruck wie beispielsweise im Alpenvorland hat man in diesem (Grenz-) Revier wahrlich nicht zu befürchten. Ganz im Gegenteil, in dem verschwiegenen, schwach besiedelten Landstrich verbirgt sich eine kontrastreiche Berglandschaft, in der man sich definitiv nicht auf die "Füße" tritt. Warum also nicht mal abseits viel befahrener Klassikerrouten auf einsamen Wegen, Pfaden und Trails durch wilde Botanik kurbeln und prickelndes Abenteuer-Feeling spüren was das Bikerherz höher schlagen lässt? Allen voran im langgestreckten Bergmassiv Gibacht, welches sich am bayerisch-tschechischen Grenzverlauf entlang zieht, geht für Biker sprichwörtlich die Post ab. Dort, wo man als naturverbundener Biker fern der Zivilisation einsam über geschwungene Trails zirkelt und fast nie einer Menschenseele begegnet, stellt sich das Gefühl von Freiheit und die Lust am Biken am ehesten ein. Zaubern Glückshormone nach berauschenden Abfahrten dann ein breites Grinsen ins Gesicht ist jener Glückszustand erreicht, dem soviele Mountainbiker süchtig hinterher jagen. Naturbike-Erlebnisse, die sich zweifelsohne tief ins Gedächnis eingraben.

Während auf deutscher Seite die Felsformation des Kreuzfelsen (938 ü.N.N) - bestückt mit Gipfelkreuz samt hölzerner Christusfigur - die höchste Erhebung bildet, überragt zwei Kilometer jenseits der Landesgrenze in Tschechien der exponierte Cerchov (1.042 m ü.NN:) das Umland. Sein Flugsicherungsturm sowie der wesentlich ältere Aussichtsturm (erbaut 1904) sind als Erkennungsmerkmal schon von weiter Ferne aus sichtbar. 

Im »Waldmünchner Urlaubsland« läuft’s wortwörtlich rund. Vor allem wenn am ersten Julisonntag alljährlich die »Waldmünchner Radrundfahrt« mit ausgeschilderten, leistungsabgestuften Mountainbike-Strecken zum geselligen Stelldichein ruft. Mountainbikern liegt ein Streckennetz von 750 Kilometern zu Füßen, das massig Sucht- und Spaßpotenzial birgt. Keine Gnade für die Wade: kumuliert türmt sich das Tourenpotenzial zu satten 16.000 Höhenmetern auf. Obendrein bildet die prestigeträchtige TRANS BAYERWALD als Paradestrecke für Etappenfahrer eine Transitachse quer durch den Bayerischen Wald. So verläuft die 1. Etappe (Süd) von Furth im Wald über das Gibacht-Massiv nach Rötz. Doch Obacht vor der unwiderstehlichen Suchtgefahr, weil Schnuppertouren einen verlockenden Vorgeschmack auf das große Ganze entfalten, die die 700 Streckenkilometer hergeben. Nichtsdestotrotz lassen sich mittels Zubringervarianten individuelle Rundtouren zusammen basteln, um dort wieder anzukommen wo man gestartet ist. 

Neben dem schroffen Gebirgsmassiv am Gibacht, wo sich versierte Trailbiker auf spektakulären Singletrails vergnügen - speziell der verwurzelte und stellenweise verblockte Grenzkamm-Trail mit fast 1.600 Höhenmeter hat es in sich (fortgeschrittene Fahrtechnik ist usus) - gibt es auch sanfteres Gelände. Im welligen Tiefland finden Einsteiger, Familien und E-Biker eine große Auswahl an hindernisbefreiten Forstwegen, dessen Anstiege nicht nur weit weniger herausfordernd sind sondern auch fahrtechnisch keine unüberwindbaren Hürden beinhalten.

Entlang blühender Streuobstwiesen, gurgelnder Bäche wie die Bayerische Schwarzach oder dem Silbersee, Perlsee und dem Eixendorfer Stausee ist jede Menge Naturgenuss samt Badespaß geboten. Wer nach schweißtreibenden Anstiegen frische Abkühlung sucht und ins kühle Wasser springen möchte hat jedenfalls Gelegenheit dazu. Abgesehen davon kann man seiner strapazierten Muskulatur im Erlebnisbad "Aqua-Fit" in Waldmünchen gutes tun und den Körper, Geist  und Seele wieder ins Lot bringen. Dazu verfügt das Hallenbad einen großzügigen Saunabereich mit Finnischer Sauna, Außensauna mit Ruhehaus, Sanarium und Dampfbad wo man sein Immunsystem aufpäppeln kann.

Lange Rede kurzer Sinn: Das Routennetz in der facettenreichen Landschaft spricht Mountainbiker aller Könner- und Fitnessstufen an, um ihrer Leidenschaft nach Herzenslust zu frönen.

Bild: die Kasernengebäude in Fichtenbach entlang des Cherkovsteigs gelten mithin als letzte Zeugnisse des "Kalten Kriegs", als einst die abgeriegelte Grenze des "Eisernen Vorhangs" Europa entzweite. Bis 1989 verlief hier die scharfe Trennlinie zwischen marktwirtschaftlich orientierten demokratischen Staaten im Westen und den planwirtschaftlich aggierenden Diktaturen im Osten. Die verfallenen Gebäude dürften wohl über kurz oder lang dem Abriss preisgegeben sein.

Die wildromantische Natur hat in dieser Gegend viele Gesichter, wovon Mountainbiker ganz besonders profitieren. Im Herzen des bayerisch-böhmischen Grenzkamms liegt den Stollenrittern inmitten der "Natur-Aktiv-Region Oberer Bayerischer Wald" sprichwörtlich jede Menge Gehölz, Gestein und Wurzelstränge zu Füßen. Naturzierrat, auf den der Biker im doppelten Sinn so liebend gerne abfährt. 

Je stärker sich der e-Bike-Wachstrumstrend und der durch Corona angefachte Inlandsurlaubboom fortentwickelt, desto mehr gewinnen unbekanntere Reviere an Bedeutung. In der Tat schlummert entlang des bayerisch-böhmischen Gerbirgkamms noch ein weitgehend unentdecktes Trail- und Wegegeflecht, das man hierzulande immer seltener vorfindet. Insofern ist der Geheimtipp für »Waldmünchner Urlaubsland« keine abgedroschene Worthülse, sondern trifft vielmehr den Nagel auf den Kopf. Anstatt in die Ferne zu schweifen vermag das Homeland mit sagenhaften Tour- und Trail-Juwelen nämlich durchaus zu begeistern. Dass grenzüberschreitende Touren nach Tschechien den Aktionsradius erhöhen ist ein Zuckerl, was das reizvolle Erlebnisspektrum ausdehnt. Ob gemütlicher Touren- bzw. E-Biker, oder trailverliebte Enduristen - das vielschichtige Gelände wird konditionellen wie auch fahrtechnischen Ansprüchen gerecht. So betrachtet spielt unter leistungsbezogenen Gesichtspunkten das Fahrkönnen bzw. Ausdauer - sofern man sich bei der Streckenwahl nicht selbst überfordert - keine Rolle.

Weil kräftezehrende Touren gehörig an den Energiereserven saugen, gehört ein standesgemäßer Einkehrschwung zum Ritual eines jeden Mountainbikers. Entspannende, gesellige Momente rundet ein Tourerlebnis in Hütten und urigen Biergärten perfekt ab und macht den Himmel auf Erden wahr.

Bild oben: die sehenswerte Klostermühle Thurau bei Schönthal liegt direkt an der Schwarzach und wird gleich von mehreren Bike-Routen passiert. So auch die erste Etappe der TRANS BAYERWALD, deren 350 km lange Südroute von Furth im Wald bis zur Eixendorftalsperre nahe Rötz auf einer Länge von 64 Kilometer das MTB-Revier durchquert. Dazu gibt es sogenannte "Schleifentouren", womit sich individuelle Touren erstellen lassen können, die variable Rückwege zum Ausgangsort ermöglichen.

Musik in deinen Ohren - worauf warten? Probier's aus:-)

Trenckstadt Waldmünchen

In Waldmünchen, Furth im Wald, Rötz, Stamsried, Neukirchen b.Hl. Blut, Eschlkam, Treffelstein und Schönthal herrscht noch eine beschaulich ländliche Idylle ohne großes "Halli Galli". Heimatverbundene Menschen pflegen hier noch ihre traditionellen Wurzeln und feiern mit großer Hingabe historische Freilicht-Festspiele wie z.B. "Trenck der Pandur" oder den Further Drachenstich. Allerorten schlägt einem die herzliche Gastfreundschaft entgegen, was von Urlaubsgästen sehr wertgeschätzt wird. Überdies profitieren Touristen von günstigen Preisen und attraktiven Angeboten, die merklich das Urlaubsbudget schonen. 

Waldmünchen (ca. 6.615 Einwohner) eignet sich bestens als Ausgangsort für Mountainbike-Tripps unterschiedlichster Schwierigkeitsgrade. Die Trenckstadt im südlichen Oberpfälzer Wald - zugehörig zum Naturpark Oberer Bayerischer Wald - liegt am Oberlauf des Flusses Schwarzach, der am Stadtrand zum Perlsee aufgestaut ist. Die Grenzstadt zu Böhmen blickt auf eine ereignisreiche 1000jährige Geschichte zurück. Der staatlich anerkannte Luftkurort verdankt die saubere Luft der waldreichen Gegend in Mittelgebirgslage sowie der landwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaft. Zur Kreisstadt Cham sind es etwa 20 km, zur Welterbestadt Regensburg rund 75 km und ins tschechische Domažlice (historisches Stadtzentrum) in der westböhmischen Pilsner Region rund 15 km.

In der Trenckstadt wird in dem historischen Freilicht-Festspiel "Trenck der Pandur" die tragische Geschichte um Waldmünchen vor der uralten Stadtmauer von 300 Laienschauspielern aufgeführt. Das nächtliche Schauspiel gewährt Einblicke in die Zeit des österreichischen Erbfolgekrieges von 1742, als der gefürchtete Pandurenoberst Franz von der Trenck mit seinen Horden über Ostbayern herfiel. Ein faszinierendes Freilicht-Erlebnis, das im Juli/August jährlich tausende Besucher anzieht.