»Šumava-Rundtour« - Grenzenloses Naturerlebnis
Die Naturelemente Wald & Wasser prägen die »Šumava-Rundtour« in ihrem Wesenskern. Ein Argument, das die grenzüberschreitende "Natur-Tour" am Schnittpunkt des Bayerischen Wald und Böhmerwald zum unwiderstehlichen Anwärter für die Bucket List macht.
Start- und Zielort» der Šumava-Rundtour« ist Haidmühle (1.373 Einwohner/Stand Dez. 2022). Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt auf einer Höhe von 831 Meter in einer sanften Talmulde im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Österreich. Umgeben von einer reizvollen Wald- und Kulturlandschaft breitet sich in der Grenzregion an der Nahtstelle des Bayerischen Wald und Böhmerwald ein gigantisches Tourennetz aus, deren reizvolle Traumkulisse unter die Haut geht. Hochmoore, Gletscherseen, Urwaldreste, Schachten, menschenleere Hochflächen, plätschernde Bergbäche, saftiggrüne Täler und vieles mehr erwartet den naturverbundenen Radler in einer unberührten Naturparkoase. Kaum verwunderlich, dass die Gegend nachweislich eine der reinsten Luftqualitäten besitzt und gerade Outdoorsportler mit erhöhtem Sauerstoffbedarf vermehrt schadstofffreie Waldluft einatmen. Zudem erschließt die Šumava-Rundtour« im östlichen Teil des tschechischen Nationalparks Šumava diverse Hochplaeteaus, deren überwältigende Panoramen bei Fernsicht bis zu den Alpen reicht.
Erfreulich, wie unbehelligt sich die Flora und Fauna im Dreiländereck - insbesondere im Nationalpark Šumava - entfalten können. Der gediegene Freizeit- und Erholungswert überträgt sich in der beschaulichen Region unweigerlich auf's Gemüt. Vor allem die Stille im entrückten Biosphärenreservat Šumava wirkt beruhigend und entspannend, was im Nu bleierne Alltagssorgen vertreibt. Keine Frage, das landschaftliche Kleinod gibt genügend Anlass zur Vorfreude die reizvolle »Šumava-Rundtour« Angriff zu nehmen.
Bild: am Ortsende von Stožec wird Richtung Ceské Žleby die Warme Moldau überquert
Trotz Wegfall der Grenzkontrollen ist das Mitführen eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses erforderlich.
Streckenlänge: 80.6 km
Höhenmeter: 1140 hm
Grenzübergänge
Der grenzüberschreitende Streckenverlauf passiert die Grenzübergänge Haidmühle/Stožec (Tusset) sowie Marchhäuser/Cesky Zleby, die ganzjährig rund um die Uhr geöffnet haben (ausschließlich für Fußgänger/Radfahrer):
- Bischofsreut (Marchhäuser) – Ceské Žleby/Böhmisch Röhren, ganzjährig geöffnet
- Haidmühle – Stožec/Tusset, ganzjährig geöffnet
- Finsterau – Bucina/Buchwald, ganzjährig geöffnet (befindet sich 500 Meter abseits des Routenverlaufs)
Streckenprofil
Das kupierte Streckenprofil der »Šumava-Rundtour« erfordert zumindest für klassische "Bio-Biker" eine gute Grundkondition. Wer indes ein e-Bike steuert, dürfte konditionell keine Probleme bekommen, solange die Akku-Kapazität ausreichend Schubkraft liefert. In Anbetracht der Streckenlänge / Höhenmeter dürfte je nach Ladekapazität und Fahrweise u.U. eine "Zwischenladung" erforderlich sein.
Bedeutsame Anstiege
- Hinter Stožec (ab KM 8) bis Ortsende Ceské Žleby (KM 11): 160 hm
- Strážný (KM 17) bis Postberg (Stráž, KM 32): 452 hm
- Lenora (KM 68) bis 2 km hinter Ceské Žleby (KM 74): 250 hm
Bedeutsame Gefällstrecken
- Postberg (Stráž,KM 32) - Lenora (KM 68): 629 Tiefenmeter / Gegensteigung 145 hm
- beginnend 2 km vor Grenzübergang Marchäuser (KM 74) bis Haidmühle (KM 80): 201 Tiefenmeter / Gegensteigung 42 hm
Der erste längere Anstieg (160 hm) zieht sich hinter Stožec 3 km hinauf nach Ceské Žleby.
Der längste Anstieg beginnt in Strážný und verläuft über Kniceki Plane (Gasthaus/Biergarten) und Bucina zum Gipfel Stráž (Postberg), wo unterhalb seines Westhanges ein Hochmoorgebiet liegt, von denen es im Grenzgebiet mehrere gibt. Das niederschlagsreiche Klima begünstigt Torfbildung und führt den Mooren Wasser zu, welches nur langsam wieder abgegeben wird. Dem hohen Wasserspeichervermögen ist es zu verdanken, dass die Böhmerwaldmoore existieren können.
Die Gemarkung Stráž (Postberg) markiert bei KM 31.7 auf einer Höhe von 1.285 m den Streckenzenit der »Šumava-Rundtour«. Der idyllische Rastplatz kommt wie gerufen. Mit stolz geschwellter Brust registriert die Psyche die vollbrachte Leistung. Immerhin wurden von Strážný innerhalb 17 km 452 Höhenmeter überwunden. Hinzu kommt die Vorfreude auf die bevorstehende ultralange Abfahrt. Grund genug Innezuhalten und die herrliche Naturkulisse zu genießen.
Nachdem der Streckenhochpunkt überschritten ist, erreicht man nach 1.6 km einen größeren Rastplatz mit mehreren Info-Schautafeln. Direkt unterhalb (50 m Fußweg) befindet sich die nicht einsehbare Moldauquelle (1.162 m).
Nur zwei Kilometer von der Moldauquelle entfernt (abseits der Route) erhebt sich der 1.318 m hohe Gipfel des Cerná hora (Schwarzberg), der die Verwaltungsgrenze zwischen den Gemeinden Modrava und Kvilda (Außergefild) bildet. An der Ostflanke des Berges ?erná hora entspringt die Teplá Vltava (Warme Moldau), die sich nach 56 km westlich von Chlum (Humwald) - einem Ortsteil von Volary (Wallern)- im Moor Mrtvý luh (Tote Au) mit der Kalten Moldau (Studená Vltava) - welche unterhalb des Haidel im Bayerischen Wald entspringt - vereinigt.
Nach der 15 km langen Kletterpartie folgt eine Abfahrt von insgesamt 36 Kilometer Länge nach Lenora (KM 65), wo der tiefste Streckenpunkt (769 m.ü.M.) durchfahren wird. Nachlassender Pedaldruck löst nach einem schweißtreibenden Kraftakt zweifelsohne immer ein euphorisches Fahrgefühl aus. Vom Streckenzenit aus sinkt das Höhenlevel bis Kvilda (7.3 km) um 210 Meter. Auf der darauffolgenden gut ausgebauten, aber kaum befahrenen Verkehrsstraße folgt man bis Lenora (26 km) meist in Sichtweite der mäandernden Warmen Moldau, bevor sie in südöstlicher Richtung weiter fließt und endgültig aus dem Blickfeld verschwindet. Das Durchschnittsgefälle beträgt in diesem Abschnitt 1.7%, wobei das Höhenlevel um weitere 270 Meter abfällt. Samt geringer Gegensteigungen kumuliert sich das Gefälle vom Streckenhoch- zum Streckentiefpunkt 3 km nach Lenora (36 km Länge) auf summa summarum 629 Tiefenmeter!
Rund drei Kilometer nach Lenora beginnt von der Talsenke aus ein 6 km langer Anstieg bis kurz hinter Ceské Žleby, dessen Hochplateau auf fast 1.000 Meter liegt und dem Betrachter immer wieder prachtvolle Panoramablicke schenken.
Zwei Kilometer vor dem Grenzübergang Marchhäuser befindet sich eine herrliche Aussichtsstelle mit Blick zum Haidel und Bischofsreut. Grund genug sich an diesem Kraftort eine erholsame Auszeit zu gönnen, zumal Schautafeln über kulturhistorische Begebenheiten aus dieser Region wie beispielsweise über Bayerische Dörfer und dem "Goldenen Steig" informieren.
Auf dem 1.166 Meter hohen Haidel-Gipfel trohnt unverkennbar ein hölzerner 35 m hoher Aussichtsturm sowie ein 60 m hoher Sendeturm. Ein charakteristisches Erkennungsmerkmal, das dem Haidel seine unverwechselbare Sichtbarkeit aus allen Himmelsrichtungen auch aus größerer Entfernung verleiht.
Konditionell betrachtet ist das Gröbste der »Šumava-Rundtour« geschafft, da bis ins 6 km entfernte Ziel 201 Tiefenmeter nur mehr 42 Höhenmeter entgegen stehen.
Streckenverlauf
Die Strecke verläuft von Haidmühle via Stožec → Ceské Žleby → Strážný → Kniceki Plane → Bucina → Moldauquelle → Kvilda → Lenora → Ceske Sleby → Marchhäuser → zurück zum Ausgangsort Haidmühle. Die »Šumava-Rundtour« verläuft bis Bucina (31 km) mit dem Nationalpark-Radweg auf identischer Wegstrecke. Die kreisförmige »Šumava-Rundtour« kann natürlich abweichend von Haidmühle von jedem x-beliebigen Streckenpunkt gestartet werden, wobei die Fahrtrichtung im Uhrzeigersinn empfehlenswert ist.
Der Streckenverlauf der »Šumava-Rundtour« ist deshalb so attraktiv, weil großteils unbewohnte Schutzgebiete des Nationalparks Šumava durchquert werden. Sowohl der Nationalpark als auch das Landschaftsschutzgebiet sind in Tschechien sehr dünn besiedelt: der eigentliche Nationalpark beherbergt nur sieben Gemeinden in denen heute nur noch etwa 1000 Einwohner (Stand 2005) leben. Einzig der 11 km lange Streckenabschnitt zwischen Obermoldau und Lenora, die Anfahrt von Haidmühle zum Grenzübergang Nove Udoli (1 km) sowie vom Grenzübergang Marchhäuser zum Zielort Haidmühle (5 km) gehören nicht zum Nationalpark Šumava.
Der Status des inneren Böhmerwalds als militärisches Sperrgebiet begünstigte früher die ungestörte Entwicklung der Natur in der Region, wovon der sanfte Tourismus in dem Rückzugsrefugium heute maßgeblich profitiert. Bedingt durch die abgelegene Grenzlage und einsetzende Landflucht blieb der Böhmerwald bis in die Gegenwart ein strukturschwaches, ländlich geprägtes Gebiet, was für Naturnutzer wie Radfahrer, Wanderer und Langläufer im Winter ein wahrer Segen ist, zumal der Waldanteil innerhalb des Nationalparks 81 Prozent beträgt. Die weitgehend unberührte Landschaft brachte im Böhmerwald eine erstaunlich große Artenvielfalt hervor. Deshalb finden sich auch heute noch zahlreiche seltene und bedrohte Arten, die andernorts in Mitteleuropa meist ausgestorben sind. Vor allem in den abgelegenen Gebirgsseen, sowie entlang der Flussauen von Moldau und Otava leben viele Arten, da die hohe Wasserqualität ideale (Über-) Lebensbedingungen bietet.
Bild: auf halbem Weg zwischen zwischen Stožec - Ceské Žleby.
Das Erlebnispotential gibt der atemberaubende Streckenverlauf sozusagen vor: unberührte Schönheit der Natur mit Muse und geschärften Sinnen erleben und von ihrer energetischen Wirkung profitieren, zumal die Naturelemente Wald & Wasser das Tourerlebnis ständig befeuern. Vorausgesetzt man plant für die grenzüberschreitende Route genügend Zeit ein, dann dürfte man rasch ins harmonische Gleichgewicht bzw. Work-Life-Balance kommen. Bereit für das Abenteuer, das dich mit jedem Tritt in die Pedale verzaubert? Dann rauf auf den Sattel. Um euch nicht auf die lange Folter zu spannen, nehmen wir das Fazit vorweg: das Tourerfassungsteam bescheinigte der Šumava-Rundtour« Radfahrgenuss auf höchstem Niveau, weshalb sie die einhellige Bewertung 1 mit * bekam.