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Dreiländer-Radweg - Dem Dichter und Grenzgänger Adalbert Stifter auf der Spur

Foto: Gemeinde Haidmühle, an der Kalten Moldau gelegen

Ausgangspunkt des »Dreiländer-Radwegs« ist die Gemeinde Haidmühle im Landkreis Freyung-Grafenau , die eingebettet in einer sanften Talmulde auf einer Höhe von 831 Meter vom Haidel (1.167 m) mit seinem Aussichtsturm sowie dem Dreisesselmassiv (1.312 m) umkranzt ist. Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt im östlichsten Winkel des Freistaats Bayern am Dreiländereck im Bayerischen Wald, wo in unmittelbarer Nähe Deutschland, Tschechien und Österreich aneinander grenzen. Umgeben von einer reizvollen Wald- und Kulturlandschaft schlummert in der Grenzregion an der Nahtstelle des Bayerischen Waldes und Böhmerwaldes abseits ausgetretener Pfade ein schier unerschöpfliches Radparadies, deren reizvolle Traumkulisse seinesgleichen sucht. Menschenleere Hochflächen, saftiggrüne Täler, Bergfichtenwälder, Moorlandschaften, naturbelassene Flussauen im Tal der Moldau, der Gletschersee unterhalb des Grenzkamms des Plöckensteins sowie der geschichtsträchtige Schwarzenberger Schwemmkanal - erwartet den naturverbundenen Radler in dem unberührten Naturjuwel. Zweifelsohne gehört das Dreiländereck mitsamt seiner Nationalparke und Landschaftsschutzgebiete zu den schönsten und zugleich unberührtesten Rad-Revieren weit und breit. 

Die malerische Bergregion prunkt im Nationalpark Šumava - wo sich nicht nur die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Nordsee befindet, sondern auch die Flüsse Moldau und Otava entspringen und dort noch einen wilden Gebirgsflusscharakter besitzen - mit einer entrückten Ursprünglichkeit, wie man sie nur noch äußerst selten vorfindet. Die Vorteile liegen auf der Hand: entdecken sie die wildromantische Schönheit des Böhmerwalds aus der Radlerperspektive, genießen sie einen Aktivurlaub abseits der Touristenströme und freuen sich zudem noch über den Heimvorteil einer kürzeren und somit umweltfreundlicheren Anreise. Ganz zu schweigen von regionaltypischen Speise- und Bierspezialitäten sowie gastfreundlichen Menschen, die eine Radtour erst dann zum echten Erlebnis machen. 

Traditionelle Speisegerichte aus der leckeren Böhmischen Küche sind wahre Gaumenkitzler. Allen voran der traditionelle Braten mit Sauce und Böhmische Knödel. Dazu ein Pilsner Urquell, Budweiser Budvar oder eine Barnard-Halbe (Jeleni, Nova Pec). Dem steht die österreichische Küche natürlich in nichts nach, weshalb typische Süßspeisen wie Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn in Schwarzenberg am Böhmerwald oder Oberschwarzenberg auf den Tour-Speisezettel gehören. Ganz abgesehen vom deftigen Schweinsbraten, der nach Rückankunft im Homeland das Tourerlebnis kulinarisch beendet. Drei Länder, unterschiedliche Landschaften & Sitten sowie landestypische Küchen - auch das macht den »Dreiländer-Radweg« so außergewöhnlich, abwechslungsreich und reizvoll. Die Argumente sollten Ansporn genug sein, das weitgehend unbekannte Terrain mit ungebändigter Vorfreude motiviert in Angriff zu nehmen. Also raus aus dem Hamsterrad und rein ins berauschende Naturvergnügen!

Der »Dreiländer-Radweg« verläuft 45 Kilometer seiner Wegstrecke durchgängig im großteils unbewohnten Schutzgebiet des Nationalparks Šumava - dem Grünen Dach Europas (inkl. Plöckensteinsee und Moldaustausee), was den Streckenverlauf an sich schon so attraktiv macht. Sowohl der Nationalpark als auch das angrenzende Landschaftsschutzgebiet sind sehr dünn besiedelt: so beherbergt der eigentliche Nationalpark beherbergt nur sieben Gemeinden, in denen heute nur noch etwa 1000 Einwohner (Stand 2005) leben.

Šumava bedeutet übersetzt "rauschen" das sich sowohl auf den Wald als auch fließendes Wasser bezieht. Auffallend ist, wie düster und geheimnisumwoben die grenzenlose Waldwildnis wirkt. Am eindrucksvollsten entfaltet die gespenstige Waldszenerie ihre Wirkung vorzugsweise in den Herbstmonaten, wenn Nebelschwaden die beschauliche Naturregion in ein diffuses, schaurig-silhouettenhaftenes Licht- und Schattenspiel verwandeln. Insofern sind die mitunter schwermütigen, melancholischen Schilderungen des weltberühmten Schriftstellers und Grenzgängers Adalbert Stifter über den Böhmerwald in seinen literarischen Werken absolut authentisch. Grund genug, den Dreiländer-Radweg unter das Motto "Dem Dichter und Grenzgänger Adalbert Stifter auf der Spur" zu stellen.

Kaum verwunderlich, dass die Gegend nachweislich eine der reinsten Luftqualitäten besitzt, wovon in erster Linie aktive Naturliebhaber besonders profitieren. Im Wald unterwegs zu sein, tut gut, zumal die Luft voller Terpene ist die den Bäumen als Botenstoffe dienen welche z.B. vor Schädlingen warnen. Für Menschen sind diese organischen Substanzen die reinste Wohltat, die obendrein sogar das Immunsystem stärken. Wenn Waldbaden der Seele und dem Organismus gut tut, dann ist Waldradeln umso mehr gesund, weil - bedingt durch höheren Sauerstoffbedarf - dementsprechned mehr Terpene in der schadstofffreien Waldluft aufgenommen werden. Stundenlang im Sattel als genialer Logenplatz sitzen und durch den dunklen Böhmerwald zu radeln fühlt sich auf Dauer wie ein nicht enden wollender meditativer Rausch an. So betrachtet zeitigt entschleunigtes Waldradeln eine vergleichbare Wirkung wie das Waldbaden der Wanderer. 

Radelt man offenen Auges durch die unberührte Natur und widmet sich der bezaubernden Landschaft bzw. pausiert an den schönsten Plätzchen (Kraftorte) um die Umgebung in Ruhe mit allen Sinnen wahrzunehmen, ja dann hinterlässt der »Dreiländer-Radweg« mit euphorischen Glücksmomenten neuronale Spuren, die sich tief ins Gedächtnis einbrennen. In einer solch wildromantischen Naturkulisse bleibt es nicht aus, dass sich dass Geist, Seele und Körper gleichermaßen zu Ruhe bzw. ins Gleichgewicht kommen. Vor allem die Stille im entrückten Biosphärenreservat Šumava - wie auch im nahtlos angrenzenden Böhmerwald im Östereichischen Mühlviertel - wirkt beruhigend und entspannend. Vor 300 Millionen Jahren waren die Berge in der Region noch so hoch wie die Alpen. Doch über die Jahrmillionen wurden sie geschliffen und sind geschrumpft, weswegen die liebliche Hügellandschaft im Dreiländereck ein sanfteres Relief aufweist. Das letzte große Waldgebiet Mitteleuropas erstreckt sich nicht nur auf den Bayerischen Wald und den Böhmerwald in Südböhmen sondern ebenso auf die Ferienregion Böhmerwald im  oberösterreichischen Mühlviertel. Den reizvollen Liebreiz mit seinem ursprünglichen Zauber wie er andernorts häufig vermisst wird, ist dieser Naturregion bewahrt geblieben. Touristisch betrachtet gilt die schwach besiedelte Gegend als Geheimtipp für Naturliebhaber und Erholungssuchende, wovon eifrige Tourenradler ganz besonderes profitieren. Effizienter lässt es sich vom beschwerlichen Alltag wohl kaum abschalten als in dieser Gegend. Drum einen Gang runtergeschalten und geruhsam die Blicke über die bezaubernde Landschaft des Böhmerwalds schweifen lassen. 

Zum eindrucksvollsten Highlight dieser Rundtour zählt der Schwarzenberger Schwemmkanal - eine bis zur Zeit des "Eisernen Vorhangs" verborgen gebliebene Holzschwemmanlage, die im 18. Jahrhundert angelegt und bis ins 20. Jahrhundert wirtschaftlich genutzt wurde. Die Entstehung des Kanals fußt auf die enorm hohe Nachfrage nach Brennholz, das in der schnell wachsenden Reichshauptstadt Wien damals ein äußerst knappes Gut war. Der Triftkanal - mithin als „achtes Weltwunder“ bezeichnet - rückte erst nach dem Fall des Eisernen Vorhanges ins Blickfeld des vereinten Europas. 

Foto: Moldaustausee in Nova Pec. 

Angesichts fortschreitender Landschaftsversiegelung ist es eine wahre Freude mit eigenen Augen zu sehen, wie unbehelligt und ungestört von Menschenhand sich die natürlichen Prozesse von Flora und Fauna im Schutzgebiet des Nationalpark Šumava entfalten können. Die hermetische Abriegelung des Grenzstreifens durch den Eisernen Vorhang im Kalten Krieg erwies sich für die Natur im Nachhinein als wahrer Glücksfall, weil das militärische Sperrgebiet die ungestörte Entwicklung der Natur im inneren Böhmerwald entscheidend begünstigte. Deshalb finden sich auch heute noch zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die anderswo in Mitteleuropa zumeist ausgestorben sind. Dank Landschaftsschutz blieb die große Artenvielfalt im inneren Böhmerwald bis in die Gegenwart erhalten. Bemerkenswert ist im Šumava auch der große Bestand an naturbelassenen Waldgebieten. Zwar existieren echte Urwälder nur mehr in Reliktform, allerdings befinden sich große Teile des Nationalparks und des Landschaftsschutzgebietes durchaus in äußerst naturnahem, unberührten Zustand. 

Grenzübergänge 

Auf dem Streckenverlauf werden drei Grenzübergänge passiert die ganzjährig rund um die Uhr geöffnet haben (ausschließlich für Fußgänger/Radfahrer). Trotz Wegfall der Grenzkontrollen ist das Mitführen eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses erforderlich:

  • Haidmühle – Stožec/Tusset - deutsch/tschechischer Grenzübergang
  • Holzschlag-Grenzübergang 1/10 Plöckenstein-Reischlberg-Hochficht - tschechisch/österreichischer Grenzübergang
  • Parkplatz Pendelin (Oberschwarzenberg) / Furt (Grenzbach) - österreichisch/deutscher Grenzübergang

Aus der Bezeichnung »Dreiländer-Radweg« geht hervor, dass die Route im sogenannten Dreiländereck über drei Länder verläuft. Die Strecke berührt den Nationalpark-Ferienland Bayerischer Wald (D), den Böhmerwald (CZ) sowie den nordwestlichsten Zipfel des Oberösterreichischen Mühlviertels (A), das sich nördlich der Donau ausbreitet und zum dortigen Granit- und Gneishochland gehört. Der Bezirksname leitet sich von den Flüssen Große Mühl, Kleine Mühl und Steinerne Mühl ab, die die Region durchfließen. 

Streckenprofil / e-bike

Das kupierte Streckenprofil des »Dreiländer-Radwegs« erfordert zumindest für klassische "Bio-Biker" eine gute Grundkondition. Allerdings bietet die Radtour den Vorzug alternativer (leistungsabgestufter) Streckenvarianten. Wer indes ein e-Bike steuert, hat konditionell betrachtet sowieso keine Probleme, solange die Akku-Kapazität ausreichend Schubkraft liefert. 

Werden die Abstecher Plöckensteiner See (8 km) und Moldaustausee-Schleife (9.1 km) in Erwägung gezogen die summiert 307 hm bescheren, könnte je nach Ladekapazität, Systemgewicht, Temperatur und Fahrweise u.U. womöglich eine "Zwischenladung" erforderlich sein. Lademöglichkeiten: Jeleni, Nova Pec, Schwarzenberg am Böhmerwald.

Das Dreiländer-Radparadies im Muldental der Kalten Moldau bzw. des Mirasatbaches wurde von den "Naturfreunden Internationale" zur Landschaft des Jahres 2000 ausgezeichnet. Vielen Radrouten haftet im sogenannten <Grünen Dach Europas> immer noch ein "Geheimtipp-Status" an.

Wegweisung

Der »Dreiländer-Radweg« verfügt keine durchgängige Wegweisung, weshalb sich die Mitnahme einer Radkarte samt downgeloadeten GPS-Track empfiehlt. Die Rundtour besteht aus Wald- und Schotterwegen und Nebenstraßen. Im Schlußabschnitt führt der Adalbert-Stifter-Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse wieder zum Ausgangsort Haidmühle.