5.000 Teilnehmer bescherten dem Arber-Radmarathon einen Riesenerfolg
Die Erfolgsgeschichte des traditionsreichen Arber-Radmarathon fand seine Fortsetzung, denn nach zweijähriger "Durststrecke" hat die 38. Ausgabe wieder an erfolgreiche Zeiten vor der Pandemie angeknüpft. Nachdem das Coronavirus über die Welt hereinbrach und viele Radsportvereine Veranstaltungsabsagen bzw. einen Teilnehmerschwund verkraften mussten, sind knapp 5.000 Teilnehmer definitiv ein Riesenerfolg. Insofern fiel der Vorstandschaft des Veloclub Regensburg ein großer Stein vom Herzen, zumal angesichts der angespannten weltpolitischen Lage und den besorgniserregenden Zukunftsaussichten gravierende Unwägbarkeiten im Raum standen.
Petrus bescherte dem Bikervölkchen mit angenehmen Temperaturen geradezu ideales Radlerwetter. Das Thermometer kletterte von frischen 12 Grad frühmorgends im Laufe des Tages auf 25 Grad bzw. spätnachmittags - als die Sonne vom Himmel lachte und die meisten bereits im Ziel feierten bzw. ihre leergefegten Kohlenhydratspeicher auffüllten - stieg die Quecksilbersäule auf 28 Grad. Dazu boten trockene Bodenverhältnisse bärigen Grip & Traktion, was dem Flow und dem Glückserlebnis in die Hände spielte. Es herrschten rundum optimale Bedingungen, d.h. die fahrtechnischen wie konditionellen Herausforderungen waren weit weniger anstrengend, als wenn über glitschige Wurzeln und Schlammlöchern umher geeiert werden muss. Zumindest vormittags machte frische, schattige Waldluft die schweißtreibende Kurbelarbeit über teils giftige Rampen um einiges erträglicher. Sofern die körperliche Verfassung im grünen Bereich blieb, war der euphorische Fahrspaß nicht weit, weswegen auch viel seltener abgekürzt wurde als sonst bei unwirtlichem Wetter und nass triefendem Untergrund.
Bild: VCR-Vizepräsident Alexander Koller, VCR-Präsidentin Barbara Wilfurth
Punkt 7.20 Uhr gab VCR-Präsidentin Barbara Wilfurth den Startschuss für die Regental- und Süssenbachrunde. Die MTB-Spitzenfahrer machten gleich von Beginn an ordentlich Dampf und blieben mit bis zu 45 km/h dem Porsche-Führungsfahrzeug dicht auf den Fersen. Als der Elitetross nach 7 km ins Gelände Richtung Grünthal abbog stand ein Ø von knapp 34 km/h auf der Uhr. Markus Biersack (RSC 88) sowie das Gebrüderpaar Jörg und Ludwig Altmannnshofer vom SV Oberdietfurt kehrten als erste Fahrer von der anspruchsvollen Regentalrunde (105 km / 2.300 hm) zurück. Sie bewältigten die Strecke trotz kräftezehrender Anstiege und knöchrigen Wurzelpassagen in einer unglaublichen Zeit von 4:57 Stunden (Zeit in Bewegung, was einer Ø Geschindigkeit von 20.8 km/h entspricht). Die Ø - Leistung betrugt 220 Watt, die maximale Leistung 918 Watt.
Aufgrund der gesperrten Oberpfalzbrücke verlief der Start via Protzenweiher und Europakanalbrücke zur Frankenstraße.
Im Bild das Führungstrio am letzten Anstieg Richtung Fussenberg (der 3. Mann huschte in der Kehre leider aus dem Bild).
Natürlich besteht das Teilnehmerfeld ganz und gar nicht ausschließlich aus wettkampferprobten Elitefahrern. Ganz im Gegenteil, das Groß der Teilnehmer besteht aus Hobbysportler, für die das "Dabei-Sein-ist Alles" - Prinzip" zählt. So betrachtet ließ es die Mehrheit freilich wesentlich entspannter angehen, als ihre "laktatsüchtigen" Kollegen. Vor allem auf der Altenthann- und der hindernisfreien REWAG-Runde blendete der achtsame Landschafts- und Fahrgenuss sowieso jegliche Leistungsaspekte aus.
Der Zeitgeist lässt grüßen: Die rasende Wachstumsquote der E-Bikes schlägt mittlerweile auch auf dem traditionsreichen Breitensport-Event voll durch. Wie sehr E-biker und konventionelle Biker tatsächlich harmonieren lässt sich von Jahr zu Jahr am Arber-Radmarathon ganz gut beobachten. Im übrigen kein Wunder, weil Mountainbiker längst gemeinsam spaßbetont auf Touren gehen. So hat sich die Koexistenz unterschiedlicher Fortbewegungsformen beim Arber-Radmarathon ohne Wenn und Aber bestens etabliert. Toleranz ist eben Trumpf!
Fazit: tolle Stimmung, glückliche Gesichter und bis auf harmlose Blessuren keine ernsthaften Stürze. Ende gut alles gut:-)
Bekanntermaßen sind Biker ja aus "hartem Holz" und nicht aus zarter Zuckerwatte geschnitzt. Diesbezüglich scheint sich die DNA der Geländeliebhaber von Menschen ohne stollenbereiften Untersatz grundsätzlich zu unterscheiden, denn anders ist die Sucht und die emotionale Begierde am Meistern von difizielen Schlüsselstellen, zermürbender Uphills, halsbrecherischer Downhills und teflonartiger "Schmutz-Resistenz" wohl kaum zu erklären.
Wenngleich der beliebte Ludwig-Akstaller Weg im Kreuther Forst von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts Regensburg neuerdings mit einem Befahrungsverbot belegt wurde, findet die alternative Umfahrung über verschlungene Wege - teils an Teichen und Seen entlang - durchaus großen Anklang, wie das positive Feedback der Teilnehmer zeigt. Dass die Fahrt über Stock und Stein einen Heidenspaß bereitete, bekam man oft zu hören.
Bild: die Helfermannschaft - zu 99% selbst passionierte Mountainbiker - geht immer hoch motiviert an die Arbeit. Alle sind mit Freude & Herzblut im Dienste ihrer "Kundschaft" tätig. Für 400 freiwillige Helfer des Veloclub Ratisbona ist es im Hinblick der aufwendigen Orga immer eine Genugtung, positive Rückmeldungen zu bekommen, denn eine übersichtliche Streckenmarkierung auf 251 Streckenkilometer in die Botanik zu setzen (alle ARM-Strecken addiert ergeben eine Gesamtlänge von 945 Kilometer) zählt zweifelsohne zur größten Herausforderung der Veranstaltung.
An Verpflegungsstellen verhelfen große Hinweistafeln der Orientierung auf die Sprünge. Dies ist auch deshalb so wichtig,weil es der Genehmigungsbehörden wegen zuliebe des Naturschutzes keine downloadbare GPX-Dateien gibt. Deshalb appelliert der VCR inständig an alle Teilnehmer, aufgezeichnete Tracks nicht auf den einschlägigen Routenportalen online zu stellen. Abgesehen davon wird ohnehin jedes Jahr die Streckenführung geändert, weswegen frühere Aufzeichnungen letztlich Makulatur sind.
Der Teilnehmerschub der e-Biker ist mittlerweile keine sonderliche Überraschung mehr. Der sprunghafte Anstieg in den vergangenen Jahren ließ den Anteil der Stromer auf gut ein Drittel anwachsen. Ein unaufhaltsamer Trend, der in Zukunft auf Breitensport-Events wie diversen Wettkampf-Formaten zweifelsohne für Furore sorgt. Entgegen vorurteilsbehafteter Kritiker, die in der Mischung von e-Bikern und konventionellen "Bio-Bikern" ein Konfliktpotential orakeln, hat sich in der Praxis völlig als gegenstandslos erwiesen. Herrscht sportliche Fairness, gegenseitiger Respekt, Rücksichtnahme und Toleranz, dann gehört ein harmonisches Miteinander zum alltäglichen Selbstverständnis. Nicht das Antriebskonzept ist entscheidend, sondern das Verhalten der Piloten steuert die Koexistenz unterschiedlichster Interessen.
Nach der (Steil-) Abfahrt von der Hohen Linie im Kreuther Forst hinab ins idyllische Ellbachtal folgt ein Wald- und Wiesenweg dem plätschernden Sulzbach.
Neben den Verpflegungsstellen hat sich vor den Toren Regensburgs der sogenannte "Einkehrschwung" im Gasthaus Gambachtal zur kultigen Jauseneinkehr gemausert. Was Rennradfahrern auf ihrem letzten Stopp bei Saulburg bedeutet wo Freibier ausgeschenkt wird, genießen Mountainbiker gleichsam den Erholungsstopp in Fussenberg - natürlich ebenfalls mit (alkoholfreiem) Freibier.
Manch ausgemergelter Biker gönnt sich hier im Biergarten eine längere Auszeit als ursprünglich gedacht. Ist auch wenig verwunderlich, denn der Drang nach Geselligkeit mit Gleichgesinnten ist nach der Pandemie ungleich stärker ausgeprägt als früher.
Dass es bis auf wenige harmlose Ausrutscher keine ernsthaften Stürze gab, spricht für besonnene Fahrweise. Demzufolge hatte jeder sein Gefährt im Griff und kam mit der Bodenbeschaffenheit des Geländes gut zu recht. Abgesehen davon wird Sicherheit beim Arber-Radmarathon ohnehin groß geschrieben, weswegen Streckenposten Gefahrenstellen wie Straßenquerungen oder Einmündungen absichern.
Selbst geländegängige Quads vom Roten Kreuz "patroullierten" gewisse Streckenpassagen, um im Notfall schnellstmöglich an Ort und Stelle Hilfe leisten zu können. Die Polizei bestätigte „einen rundum guten Verlauf und keine besonderen Vorkommnisse“, so ein Sprecher.
Rettungskräfte vermitteln mitten im Gelände ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Für den Fall der Fälle sind Sanis selbst im unwegsamen Waldgelände rasch am Einsatzort.
Auch das gibt es beim Arber-Radmarathon: Inklusion auf die sportliche Art & Weise. So wurden mehrere Schwerstbehinderte mit geländegängigen Spezial-Drei-Rädern über Stock & Stein durch die herrliche Landschaft bugsiert. Auch wenn sich die Kinder verbal nicht äußern konnten, so stand ihnen die Freude im Ziel zweifelsohne ins Gesicht geschrieben.
Allenthalben ein ehrenwertes Engagement, hart vom Schicksal betroffene, am Rand der Gesellschaft stehende, behinderte Kinder an einer geselligen Sportveranstaltung teilhaben zu lassen, und ihnen so ein stückweit Träume, Zuversicht und Lebensfreunde zurückzugeben.
Der "rasende Reporter" auf Motivsuche im Dauereinsatz
Als "ARM-Berichterstatter" erhält der "rasende Reporter" so ziemlich als einziges Vereinsmitglied eine Sonderfreigabe für den Arber-Radmarathon. Dazu muss man wissen, dass VCR-Vereinsmitglieder turnusgemäß 1 Woche zuvor ihren eigenen "internen" Arber austragen, weil für das verlängerte ARM-Wochenende ehrenamtliche Mitarbeit unverzichtbar ist. Aufbau - Durchführung/Logistik - Abbau, d.h. ohne ehrenamtliche Leistung kein Arber-Radmarathon. Nun möchte man glauben, dass die erteilte "Sondererlaubnis" ein elitäres Privileg darstellt, das einem ermöglicht sein Hobby leidenschaftlich auszuleben. Ganz so easy ist der Einsatz aber doch nicht. In Wirklichkeit ist es ein harter Knochenjob (der nichtsdestotrotz irrsinnig Spaß macht), da auf der 80 km langen Süssenbachrunde - vorwiegend vom Sattel aus - hunderte (Action-) Fotos großteils einhändig im unwegsamen Gelände erzeugt werden. Primär geht es darum, eindrucksvolle Momentaufnahmen einzufangen, die Stimmung unter den Mountainbikern auszuloten und ggf. vorsätzlich verstellte oder entfernte Schilder (kommt leider immer wieder vor) unverzüglich dem Beschilderungstrupp des betroffenen Streckenabschnitts zu melden.
Auch der Polizei, Rettungskräfte und der Feuerwehr, die sich in den Dienst der Veranstaltung stellen, gebührt großer Dank.
Raus aus der Komfortzone - rein ins hektische Getümmel. Stadtauswärts auf der gesperrten Frankenstraße und der Walhalla-Allee mit bis zu 45 km/h den Elitefahrern und dem Führungsfahrzeug hinterher zu jagen, erfordert jenseits der Schmerztoleranz jede Menge Überwindungskraft. Ab und an dann noch aus der windschattengeschützten Zweierreihe zum Fotografieren auszuscheren ist nicht wirklich lustig, was die Pulsfrequenz von 175 Herzschlägen/min. dokumentiert.
Nachdem die Streckenfotos im "Kasten" sind, steht mittags nach Rückkehr in Fussenberg die "Wachablösung" des eingeteilten Streckenposten im Aufgabenheft. Zu guter Letzt endet nach den Zieleinläufen am Dultplatz ein langer, aber auch ereignisreicher "Arbeitstag".
Bild von l. n. r.: Charly und Barbara Wilfurth (VCR-Präsidentin), Helmut Stadler (langjähriger Hauptsponsor)
Helmut Stadler - Geschäftsführer des größten Zweirad-Centers in Deutschland mit 22 Niederlassungen - ließ es sich im würdigen Alter von 80 Jahren nicht nehmen - im Kreis seiner erlauchten Freunde die 125 km lange Bayerwaldrunde abzuspulen.
Ausblick 2023
Nach dem "Arber" ist vor dem "Arber". Ein Blick in die "Glaskugel" verrät: in Sachen Streckenführung zeichnen sich zum 39. ARM am 30. Juli 2023 wegweisende Änderungen ab, die u.a. einer höheren Traildichte zu gute kommen soll, zumal die großräumige Umfahrung von Altenthann (Straße) Geschichte ist.