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Dreiländer-Radweg - Dem Dichter und Grenzgänger Adalbert Stifter auf der Spur

Foto: Gemeinde Haidmühle, an der Kalten Moldau gelegen

Ausgangspunkt des »Dreiländer-Radwegs« ist Haidmühle (1.373 Einwohner/Stand Dez. 2022), das eingebettet in einer sanften Talmulde auf einer Höhe von 831 Meter vom Haidel (1.167 m) mit seinem Aussichtsturm sowie dem Dreisesselmassiv (1.312 m) umkranzt ist. Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt im östlichsten Winkel des Freistaats Bayern am Dreiländereck im Bayerischen Wald, wo in unmittelbarer Nähe Deutschland, Tschechien und Österreich aneinander grenzen. Umgeben von einer reizvollen Wald- und Kulturlandschaft schlummert in der Grenzregion an der Nahtstelle des Bayerischen Waldes und Böhmerwaldes abseits ausgetretener Pfade ein schier unerschöpfliches Radparadies, deren reizvolle Traumkulisse seinesgleichen sucht. Menschenleere Hochflächen, saftiggrüne Täler, Bergfichtenwälder, Moorlandschaften, naturbelassene Flussauen im Tal der Moldau, der Gletschersee unterhalb des Grenzkamms des Plöckensteins sowie der geschichtsträchtige Schwarzenberger Schwemmkanal - erwartet den naturverbundenen Radler in dem unberührten Naturjuwel. Zweifelsohne gehört das Dreiländereck mitsamt seiner Nationalparke und Landschaftsschutzgebiete zu den schönsten und zugleich unberührtesten Rad-Revieren weit und breit. 

Die malerische Bergregion prunkt im Nationalpark Šumava - wo sich nicht nur die Wasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Nordsee befindet, sondern auch die Flüsse Moldau und Otava entspringen und dort noch einen wilden Gebirgsflusscharakter besitzen - mit einer entrückten Ursprünglichkeit, wie man sie nur noch äußerst selten vorfindet. Die Vorteile liegen auf der Hand: entdecken sie die wildromantische Schönheit des Böhmerwalds aus der Radlerperspektive, genießen sie einen Aktivurlaub abseits der Touristenströme und freuen sich zudem noch über den Heimvorteil einer kürzeren und somit umweltfreundlicheren Anreise. Ganz zu schweigen von regionaltypischen Speise- und Bierspezialitäten sowie gastfreundlichen Menschen, die eine Radtour erst dann zum echten Erlebnis machen. 

Traditionelle Speisegerichte aus der leckeren Böhmischen Küche sind wahre Gaumenkitzler. Allen voran der traditionelle Braten mit Sauce und Böhmische Knödel. Dazu ein Pilsner Urquell, Budweiser Budvar oder eine Barnard-Halbe (Jeleni, Nova Pec). Dem steht die österreichische Küche natürlich in nichts nach, weshalb typische Süßspeisen wie Apfelstrudel oder Kaiserschmarrn in Schwarzenberg am Böhmerwald oder Oberschwarzenberg auf den Tour-Speisezettel gehören. Ganz abgesehen vom deftigen Schweinsbraten, der nach Rückankunft im Homeland das Tourerlebnis kulinarisch beendet. Drei Länder, unterschiedliche Landschaften & Sitten sowie landestypische Küchen - auch das macht den »Dreiländer-Radweg« so außergewöhnlich, abwechslungsreich und reizvoll. Die Argumente sollten Ansporn genug sein, das weitgehend unbekannte Terrain mit ungebändigter Vorfreude motiviert in Angriff zu nehmen. Also raus aus dem Hamsterrad und rein ins berauschende Naturvergnügen!

Der »Dreiländer-Radweg« verläuft 45 Kilometer seiner Wegstrecke durchgängig im großteils unbewohnten Schutzgebiet des Nationalparks Šumava - dem Grünen Dach Europas (inkl. Plöckensteinsee und Moldaustausee), was den Streckenverlauf an sich schon so attraktiv macht. Sowohl der Nationalpark als auch das angrenzende Landschaftsschutzgebiet sind sehr dünn besiedelt: so beherbergt der eigentliche Nationalpark beherbergt nur sieben Gemeinden, in denen heute nur noch etwa 1000 Einwohner (Stand 2005) leben.

Šumava bedeutet übersetzt "rauschen" das sich sowohl auf den Wald als auch fließendes Wasser bezieht. Auffallend ist, wie düster und geheimnisumwoben die grenzenlose Waldwildnis wirkt. Am eindrucksvollsten entfaltet die gespenstige Waldszenerie ihre Wirkung vorzugsweise in den Herbstmonaten, wenn Nebelschwaden die beschauliche Naturregion in ein diffuses, schaurig-silhouettenhaftenes Licht- und Schattenspiel verwandeln. Insofern sind die mitunter schwermütigen, melancholischen Schilderungen des weltberühmten Schriftstellers und Grenzgängers Adalbert Stifter über den Böhmerwald in seinen literarischen Werken absolut authentisch. Grund genug, den Dreiländer-Radweg unter das Motto "Dem Dichter und Grenzgänger Adalbert Stifter auf der Spur" zu stellen.

Kaum verwunderlich, dass die Gegend nachweislich eine der reinsten Luftqualitäten besitzt, wovon in erster Linie aktive Naturliebhaber besonders profitieren. Im Wald unterwegs zu sein, tut gut, zumal die Luft voller Terpene ist die den Bäumen als Botenstoffe dienen welche z.B. vor Schädlingen warnen. Für Menschen sind diese organischen Substanzen die reinste Wohltat, die obendrein sogar das Immunsystem stärken. Wenn Waldbaden der Seele und dem Organismus gut tut, dann ist Waldradeln umso mehr gesund, weil - bedingt durch höheren Sauerstoffbedarf - dementsprechned mehr Terpene in der schadstofffreien Waldluft aufgenommen werden. Stundenlang im Sattel als genialer Logenplatz sitzen und durch den dunklen Böhmerwald zu radeln fühlt sich auf Dauer wie ein nicht enden wollender meditativer Rausch an. So betrachtet zeitigt entschleunigtes Waldradeln eine vergleichbare Wirkung wie das Waldbaden der Wanderer. 

Radelt man offenen Auges durch die unberührte Natur und widmet sich der bezaubernden Landschaft bzw. pausiert an den schönsten Plätzchen (Kraftorte) um die Umgebung in Ruhe mit allen Sinnen wahrzunehmen, ja dann hinterlässt der »Dreiländer-Radweg« mit euphorischen Glücksmomenten neuronale Spuren, die sich tief ins Gedächtnis einbrennen. In einer solch wildromantischen Naturkulisse bleibt es nicht aus, dass sich dass Geist, Seele und Körper gleichermaßen zu Ruhe bzw. ins Gleichgewicht kommen. Vor allem die Stille im entrückten Biosphärenreservat Šumava - wie auch im nahtlos angrenzenden Böhmerwald im Östereichischen Mühlviertel - wirkt beruhigend und entspannend. Vor 300 Millionen Jahren waren die Berge in der Region noch so hoch wie die Alpen. Doch über die Jahrmillionen wurden sie geschliffen und sind geschrumpft, weswegen die liebliche Hügellandschaft im Dreiländereck ein sanfteres Relief aufweist. Das letzte große Waldgebiet Mitteleuropas erstreckt sich nicht nur auf den Bayerischen Wald und den Böhmerwald in Südböhmen sondern ebenso auf die Ferienregion Böhmerwald im  oberösterreichischen Mühlviertel. Den reizvollen Liebreiz mit seinem ursprünglichen Zauber wie er andernorts häufig vermisst wird, ist dieser Naturregion bewahrt geblieben. Touristisch betrachtet gilt die schwach besiedelte Gegend als Geheimtipp für Naturliebhaber und Erholungssuchende, wovon eifrige Tourenradler ganz besonderes profitieren. Effizienter lässt es sich vom beschwerlichen Alltag wohl kaum abschalten als in dieser Gegend. Drum einen Gang runtergeschalten und geruhsam die Blicke über die bezaubernde Landschaft des Böhmerwalds schweifen lassen. 

Zum eindrucksvollsten Highlight dieser Rundtour zählt der Schwarzenberger Schwemmkanal - eine bis zur Zeit des "Eisernen Vorhangs" verborgen gebliebene Holzschwemmanlage, die im 18. Jahrhundert angelegt und bis ins 20. Jahrhundert wirtschaftlich genutzt wurde. Die Entstehung des Kanals fußt auf die enorm hohe Nachfrage nach Brennholz, das in der schnell wachsenden Reichshauptstadt Wien damals ein äußerst knappes Gut war. Der Triftkanal - mithin als „achtes Weltwunder“ bezeichnet - rückte erst nach dem Fall des Eisernen Vorhanges ins Blickfeld des vereinten Europas. 

Foto: Moldaustausee in Nova Pec. 

Angesichts fortschreitender Landschaftsversiegelung ist es eine wahre Freude mit eigenen Augen zu sehen, wie unbehelligt und ungestört von Menschenhand sich die natürlichen Prozesse von Flora und Fauna im Schutzgebiet des Nationalpark Šumava entfalten können. Die hermetische Abriegelung des Grenzstreifens durch den Eisernen Vorhang im Kalten Krieg erwies sich für die Natur im Nachhinein als wahrer Glücksfall, weil das militärische Sperrgebiet die ungestörte Entwicklung der Natur im inneren Böhmerwald entscheidend begünstigte. Deshalb finden sich auch heute noch zahlreiche seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die anderswo in Mitteleuropa zumeist ausgestorben sind. Dank Landschaftsschutz blieb die große Artenvielfalt im inneren Böhmerwald bis in die Gegenwart erhalten. Bemerkenswert ist im Šumava auch der große Bestand an naturbelassenen Waldgebieten. Zwar existieren echte Urwälder nur mehr in Reliktform, allerdings befinden sich große Teile des Nationalparks und des Landschaftsschutzgebietes durchaus in äußerst naturnahem, unberührten Zustand. 

Streckengrafik mit Höhenprofil - Dreiländer-Radweg


Bewegen sie ihren Cursor auf dem Höhenprofil, wird interaktiv oben auf der Streckengraphik die geographische Position eingeblendet.

Haftungsausschluss:

Biketouristik – Media übernimmt keine Gewähr für die Korrektheit downgeloadeter Trackdaten. Die Verwendung von GPS-Tracks geschieht in Eigenverantwortung des Users und schließt Haftungsansprüche gegenüber dem Anbieter ausnahmslos aus.



Grenzübergänge 

Auf dem Streckenverlauf werden drei Grenzübergänge passiert die ganzjährig rund um die Uhr geöffnet haben (ausschließlich für Fußgänger/Radfahrer). Trotz Wegfall der Grenzkontrollen ist das Mitführen eines gültigen Personalausweises oder Reisepasses erforderlich:

  • Haidmühle – Stožec/Tusset - deutsch/tschechischer Grenzübergang
  • Holzschlag-Grenzübergang 1/10 Plöckenstein-Reischlberg-Hochficht - tschechisch/österreichischer Grenzübergang
  • Parkplatz Pendelin (Oberschwarzenberg) / Furt (Grenzbach) - österreichisch/deutscher Grenzübergang

Aus der Bezeichnung »Dreiländer-Radweg« geht hervor, dass die Route im sogenannten Dreiländereck über drei Länder verläuft. Die Strecke berührt den Nationalpark-Ferienland Bayerischer Wald (D), den Böhmerwald (CZ) sowie den nordwestlichsten Zipfel des Oberösterreichischen Mühlviertels (A), das sich nördlich der Donau ausbreitet und zum dortigen Granit- und Gneishochland gehört. Der Bezirksname leitet sich von den Flüssen Große Mühl, Kleine Mühl und Steinerne Mühl ab, die die Region durchfließen. 

Streckenprofil / e-bike

Das kupierte Streckenprofil des »Dreiländer-Radwegs« erfordert zumindest für klassische "Bio-Biker" eine gute Grundkondition. Allerdings bietet die Radtour den Vorzug alternativer (leistungsabgestufter) Streckenvarianten. Wer indes ein e-Bike steuert, hat konditionell betrachtet sowieso keine Probleme, solange die Akku-Kapazität ausreichend Schubkraft liefert. 

Werden die Abstecher Plöckensteiner See (8 km) und Moldaustausee-Schleife (9.1 km) in Erwägung gezogen die summiert 307 hm bescheren, könnte je nach Ladekapazität, Systemgewicht, Temperatur und Fahrweise u.U. womöglich eine "Zwischenladung" erforderlich sein. Lademöglichkeiten: Jeleni, Nova Pec, Schwarzenberg am Böhmerwald.

Das Dreiländer-Radparadies im Muldental der Kalten Moldau bzw. des Mirasatbaches wurde von den "Naturfreunden Internationale" zur Landschaft des Jahres 2000 ausgezeichnet. Vielen Radrouten haftet im sogenannten <Grünen Dach Europas> immer noch ein "Geheimtipp-Status" an.

Wegweisung

Der »Dreiländer-Radweg« verfügt keine durchgängige Wegweisung, weshalb sich die Mitnahme einer Radkarte samt downgeloadeten GPS-Track empfiehlt. Die Rundtour besteht aus Wald- und Schotterwegen und Nebenstraßen. Im Schlußabschnitt führt der Adalbert-Stifter-Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse wieder zum Ausgangsort Haidmühle. 

So mancher Schilderwald mit einem Sammelsurium an Richtungspfeilen mag einem schon mal wie „Böhmische Dörfer“ vorkommen. Orangenefarbene Schilder in Tschechien betreffen Langlaufloipen, während im oberösterreichischen Streckenteil wiederum anderes Beschilderungssystem gilt. So betreffen z.B. Adalbert-Stifter-Weg-Schilder rund um Schwarzenberg einen Wanderweg - nicht den Radweg! Das „Dreiländer-Weg-Schild“ am Grenzübergang I/10 Plöckenstein führt ebenfalls zu Irritationen (Wanderweg). Verschiedenfarbige Wegweisung (schwarze Schrift auf gelbem Hintergrund, weiße Schrift auf grünem Hintergrund, braune Holzintarsien-Inschriften), dazu kunterbunt gemischte Markierungsnummern bis hin zu missverständlichen Richtungspfeilen erschweren die Orientierung. Ab dem Grenzübergang Österreich-Bayern "Pendelin / Furt"  bis Haidmühle existiert eine durchgängige Radwegebeschilderung. Markierung in Österreich 888, in Tschechien 1023 und weiß-blau-weiße Baummarkierungen.

Dreiländereck

Das Dreiländereck liegt in einem der größten, unberührtesten Waldgebiete Europas. Es bildet die Schnittstelle vom Bayerischen Wald, Böhmerwald (Südböhmen) und dem Mühlviertel in Oberösterreich. Die Route führt über die Landesgrenze hinweg zunächst bergan zum Schwarzenberger Schwemmkanal durch eine unbeschreiblich ursprüngliche Waldlandschaft im Nationalpark Šumava. Die grandiose Mittelgebirgslandschaft des „Grünen Dach Europas“ um die Bergmassive des Dreisessel und Plöckenstein sowie ausgedehnte Waldgebiete von seltener Unberührtheit bilden den einzigartigen Schauplatz dieser Tour.

Frei von Grenzkontrollen sind dem Radeln sprichwörtlich keine Grenzen mehr gesetzt. Begleitet von dichtbewaldeten Berghängen, weit verzweigten Fließgewässern und einsamen Mooren begibt man sich auf eine abwechslungsreiche „Entdeckungstour“ im Naturreservat des Böhmerwaldes.

 Nationalpark Šumava

Der Nationalpark Šumava ist mit 69.030 ha der flächengrößte Nationalpark Tschechiens. Umgeben vom Landschaftsschutzgebiet Šumava weist er eine Fläche von 97.970 ha auf. Seit 1990 steht das Biosphärenreservat unter Schirmherrschaft der UNESCO. Deswegen gibt es eine artenreiche Flora und Fauna. Durch den Nationalpark fließen die beiden Flüsse Moldau und Otava, außerdem liegen in dem Gebiet fünf Gletscherseen (Jezero Laka, Prášilské jezero, Plešné jezero, Cerné jezero und Certovo jezero). Weiter existieren viele Moore wie die Hochmoore Jezerní slat' und Chalupska slat' die einen großen Wasservorrat beherbergen. Die tiefst gelegene Stelle (600 m) liegt im Otava- Tal bei Rejštejn, die höchste Erhebung ist der Plöckenstein (1 378 m).

Die Tschechische Republik, seit 1.05.2004 EU-Mitgliedsstaat entstand im Jahre 1993 als Ergebnis einer Spaltung der ehemaligen Tschechoslowakischen Föderation. Zusammen mit dem Bayerischen Wald bildet der Nationalpark Sumava den ausgedehntesten Waldkomplex und Wasserspeicher Mitteleuropas. 

Das Gebirgsmassiv erstreckt sich entlang der süd-westlichen Staatsgrenze zu Deutschland und Österreich zwischen Zelezná Ruda und Zvonková. Die Längenausdehnung des Naturschutzgebietes beträgt ca. 70 km, in der Breite schwankt die Ausdehnung zwischen 2 km und 15 km. Der Böhmerwald fungiert schon Jahrhunderte als Grenzgebirge. Während des Dreißigjährigen Krieges baute man eine Befestigung, deren Überreste heute noch in der Nähe von Strazny und Dobra voda sichtbar sind. Nach dem 2. Weltkrieg wurde ab 1945 eine breite „menschenleere“ Zone geschaffen (militärisches Sperrgebiet), die erst im Zuge der Demokratisierung und Wegfall des Eisernen Vorhangs nach 40 Jahren aufgelöst wurde. Die „Verbannung“ des Menschen und damit jegliche zerstörerische Einflussname auf die ökologische Entwicklung hatte für die Natur weitreichende positive Auswirkungen. Dank des unbesiedelten Grenzstreifens konnte sich die Natur prächtig entwickeln, wovon der Mensch heutzutage wiederum Nutznießer ist. 

Šumava bezeichnet in der tschechischen Sprache einen poetischen Gebirgsnamen, der sich vom tschechischen Wort "sumeti" (=rauschen) ableitet. Die rauschenden Wälder und klaren Bäche sind zugleich Refugium für zahlreiche Lebewesen und Pflanzen, die andernorts der Zivilisation weichen mussten. Luchs, einige Eulenarten, Auerhahn und sogar Wölfe sind hier ebenso heimisch wie seltene Vögel- und Insektenarten. In manchen Flüssen sind Fischotter beobachtbar, dessen Namen der wildeste Fluss des Böhmerwaldes (Vydra=Fischotter) trägt.

Im Gegensatz zum Nationalpark Bayerischer Wald war der Šumava bis weit ins 20. Jahrhundert relativ dicht besiedelt. Zwar hatten die meisten Orte nur wenige hundert Einwohner, doch mit ihren Bauernhöfen, und bewirtschafteten Wiesen und Weideflächen prägten sie die Grenzlandschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Dörfer abgesiedelt. Die deutschen Bewohner wurden vertrieben, während tschechische Staatsangehörige ins Hinterland abwanderten.

Häuser, Höfe und Kirchen wurden zerstört, nur Steinwälle, mit denen die Weideflächen abgrenzt wurden zeugen von der untergegangenen Kulturlandschaft des Böhmerwalds, die den Šumava heute so einzigartig macht.

 Die Bahnstrecke Ceské Budjovice–Cerný Kríž-Nové Údolí wird von Personenzügen im Zweistundentakt bedient (begrenzte Radtransportkapazität). Dies eröffnet die Möglichkeit seinen Aktionsradius Richtung Nová Pec (Neuofen) entlang des Moldaustausees wie z.B. Horní Planá (Oberplan) zum Geburtshaus/Gedenkstätte von Adalbert-Stifter zu erweitern.

Radgattung

Zweckmäßig sind für diese Tour geländegängige Räder wie beispielsweise Tourenräder, Trekking- Cross- Gravel- e- oder Mountainbikes (Hardtail). Die meisten Radler setzen neben der Muskelkraft zwischenzeitlich auf zusätzliche Akku-Energie. Ob mit oder ohne Strom - Naturgenießer werden auf dieser Rundtour mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihre wahre Freude daran haben.

Optionale Streckenvarianten

 Mit optionalen Zusatz- und Abkürzungsschleifen lässt sich der »Dreiländer-Radweg« beliebig verlängern oder verkürzen, was sich demzufolge auch auf die Höhenmeter auswirkt. Der empfehlenswerte Abstecher zum Plöckensteinsee verlängert die Tour um 8 km (188 hm), bzw. der Abstecher Moldaustausee um 9.1 km (119 hm).

Das weit verzweigte Wegenetz bietet auch Einsteigern und Familien mehrere flachere Rundtour-Varianten auf dem Schwarzenberger Schwemmkanal (46 km / 200 hm). Das flache Streckenprofil der Kanalstrecke weist ein durchschnittliches Gefälle von 0,2 Prozent auf. 

Die Einbindung der verkehrsfreien Flachetappe (Nr. 51) entlang der Kalten Moldau) nach Nova Pec ermöglicht eine relativ leichte Rundtour - die natürlich wahlweise im oder gegen den Uhrzeigersinn befahren werden kann.

 Äquivalent zum Dreiländer-Radweg gibt es die Drei-Länder-Radtour, die nur 4.5 km von Haidmühle entfernt ihren Ausgang am Parkplatz nahe Frauenberg nimmt. Anders als der Dreiländer-Radweg verläuft die Strecke der Drei-Länder-Radtour entgegengesetzt des Uhrzeigersinns und führt Richtung Süd-Ost durch den Pleckensteiner Wald (46 km / 720 hm). Beide Streckenverläufe lassen sich zu einer attraktiven Individualtour kombinieren.

  Moldau-Ursprung (Kalte Moldau / Studená Vltava)

Foto:der Moldau-Ursprung wird bei der Haideltour passiert

In der herrlichen Natur-Oase am Moldau-Ursprung lässt es sich bei Vogelgezwitscher, dem Rauschen der Bäume und gurgelndem Wasser bestens abschalten. Die Kalte Moldau (Studená Vltava) entspringt im Bayerischen Wald nördlich des Bramandlberges und des Hirschberges auf einer Höhe von 855 m ü.M. Hierbei bildet der Zusammenfluss der Quellbäche Weberaubach, Goldgrubenbach und Rothbach im sumpfigem Waldgebiet am Hang des Berges Haidel den Ursprung der Kalten Moldau. Zur Zeit des Kalten Krieges war Europa durch den Eisernen Vorhang geteilt, weswegen das Tal der Kalten Moldau zwischen Stožec und der deutschen Grenze bis 1990 Sperrgebiet war.

Der Felsblock mit den eingravierten Quellbächen symbolisiert sozusagen den geographischen Ursprung der Kalten Moldau. Nachdem die Kalte Moldau bei Haidmühle den Mirasatbach und den Kreuzbach aufgenommen hat markiert sie nach den Zuflüssen des Moorbaches und des Ruttenbaches auf rund zwei Kilometer Länge den deutsch-tschechischen Grenzverlauf bevor sie in Nové Údolí (Neuthal) ins tschechische Nachbarland abfließt.

Hinter der Landesgrenze stehen auf einer Fläche von 101 ha die Bergmoorwiesen seit 1985 als ausgewiesenes Naturdenkmal Spálený luh unter besonderem Schutz. Unterhalb der Lorenzberge und dem Stožec (Tussetberg, 1065 m ü.M.) fließt die Kalte Moldau durch den Ort Stožec (Tusset) und weiter nach Cerný Kríž (Schwarzes Kreuz). Der Unterlauf der Kalten Moldau mäandert jenseits der Grenze durch geschützte Auenlandschaft, wo sie sich nach 24 Kilometern (Höhendifferenz 121 Meter) bei Chlum (Humwald) - einem Ortsteil der Stadt Volary (Wallern) -  im Moor Mrtvý luh (Tote Au) mit der Warmen Moldau (Teplá Vltava) vereinigt, die ihrerseits etwa 500 m nördlich der bayerisch-tschechischen Grenze (nahe Kvilda/CZ (Außergefild) am Südosthang des Schwarzberg (Cerná hora) im Böhmerwald entspringt (Quellhöhe 1.172 m ü.M.). Ab dem Zusammenfluss (736 m ü.M.) heißt der Fluß Moldau (Vltava) - abgeleitet aus dem altgermanischen "Wilt ahwa" (wildes Wasser). Mäandrierend fließt sie durch ein flaches, waldreiches Tal, ehe sie bei Nova Pec (Neuofen) im 48 Kilometer langen Lipno-Stausee (Moldaustausee) gestaut wird. 

Foto:Moldau-Ursprung wird bei der Haideltour passiert

Tipp: Zwischen Stozek (Tusset) und Nova Pec (Neuofen) am Moldaustausee besteht entlang der mäandernden Moldau durch idyllische Hochmoorlandschaften eine 9 km lange, verkehrsfreie, flache Straßenverbindung. 

Kalte Moldau am Ortsrand von Stožec (780 m). Zur Zeit des Kalten Krieges (1949-1989) war Europa durch den Eisernen Vorhang geteilt, weswegen das Tal der Kalten Moldau zwischen Stožec und der deutschen Grenze damals Sperrgebiet war. 

 


 

 Wer die Abstecher Plöckensteinsee - ggf. mit Fußmarsch zum Stifterdenkmal - bzw. den Moldaustausse einplant, sich den zahlreichen Informations-Schautafeln wissbegierig widmen und etwas über die Geschichte des Schwarzenberger Schwemmkanals erfahren möchte sowie sich gerne in einem Biergarten geruhsam niederlässt hat defacto ein straffes Tagesprogramm vor sich. Um trotzdem alles stressfrei zu bewältigen ohne dass die schönen Dinge des Lebens auf der Strecke bleiben, macht einen frühen Startzeitpunkt unumgänglich.  

Hinweis: Trotz weit verbreiteter GPS-Navigation bieten wir ein Roadbook (Datenerhebung 2003) an, da es neben der exakten Kilometrierung auch Alternativrouten samt praktikabler Infos enthält. Roadbook

Der Status des inneren Böhmerwalds als militärisches Sperrgebiet begünstigte früher die ungestörte Entwicklung der Natur in der Region, wovon der sanfte Tourismus in dem Rückzugsrefugium heute maßgeblich profitiert. Bedingt durch die abgelegene Grenzlage und einsetzende Landflucht blieb der Böhmerwald bis in die Gegenwart ein strukturschwaches, ländlich geprägtes Gebiet, was für Naturnutzer ein wahrer Segen ist, zumal der Waldanteil innerhalb des Nationalparks 81 Prozent beträgt. Die weitgehend unberührte Landschaft brachte im Böhmerwald eine erstaunlich große Artenvielfalt hervor. Deshalb finden sich auch heute noch zahlreiche seltene und bedrohte Arten, die andernorts in Mitteleuropa meist ausgestorben sind. Vor allem in den abgelegenen Gebirgsseen, sowie entlang der Flussauen von Moldau und Otava leben viele Arten, da die hohe Wasserqualität ideale (Über-) Lebensbedingungen bietet.

 Nationalpark Šumava

Der Nationalpark Sumava im Böhmerwald bildet zusammen mit dem benachbarten Nationalpark Bayerischer Wald das größte zusammenhängende mitteleuropäische Waldgebiet, mitunter auch „Grünes Dach Europas" genannt. Bergplateaus mit emporragenden Gipfeln wechseln sich mit canyonartigen, durch Erosion entstandenen Taleinschnitte mit mäandernden Flussläufen ab. Das weitläufige Hochland "Trojmezenska hornatina", die Moldauauen, Reste von urwaldähnlicher Vegetation, Gletscherseen sowie unberührte Tal- und Berghochmoore bietet sowohl für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten einen wertvollen Lebensraum, als auch für Menschen ein immer seltener werdendes Rückzugsrefugium.

Das Biosphärenreservat Šumava ist ein Naturschutzgebiet im Südwesten Tschechiens im Böhmerwald (tschechisch Šumava). 

Der 1991 gegründete Nationalpark Šumava/Böhmerwald bildet gemeinsam mit dem Landschaftsschutzgebiet Šumava ein großräumiges, biosphärisches Reservat mit einer Gesamtfläche von 167 000 Hektar, wovon der größte Nationalpark der Tschechischen Republik (Nationalpark Šumava - tschechisch Národní park Šumava) rund 68.064 ha (680,6 km²) umfasst. Der höchste Berg im Nationalpark ist der 1.378 m hohe Plöckenstein (tschech. Plechý). Der Gipfel befindet sich im Dreiländereck am Schnittpunkt der deutsch-tschechisch-österreichischen Grenze. 

Der direkt an den Nationalpark Bayerischer Wald angrenzende Nationalpark Šumava feierte am 20. März 2021 sein dreißigjähriges Bestehen. Das Gebiet des größten Nationalpark Tschechiens war vor seiner Gründung für Menschen kaum zugänglich, auch weil knapp 60 Prozent des Territoriums ein Truppenübungsplatz belegte und die scharf bewachte Grenzzone den sogenannten Eisernen Vorhang bildete. Nach dessen Fall im Jahr 1990 gab es in der Region des heutigen Nationalparks Šumava keinerlei touristische Infrastruktur, was sich im Laufe der Zeit geändert hat. Mittlerweile wird das weitläufige Naturgebiet von markierten Rad- und Wanderwege durchzogen. Dazu baute die Nationalparkverwaltung Šumava Informations- Besucher- und Umweltbildungszentren, deren Besuch die »Šumava-Rundtour« ungemein bereichert. Infomationszentren befinden sich in Kvilda, Svinná Lada, Rokyta, Kašperské Hory, Alžb?tín, Idina Pila und Stožec. Das wichtigste Besucherzentrum steht in Svinná Lada kurz vor Borová Lada (von der linken Straßseite 200 m entfernt).

Plöckensteinsee / Plešné jezero (1.090 m.ü.M.)

 Verhaltensregeln 

Radfahren ist in der Nationalparkregion Šumava/Bayerischer Wald nur auf öffentlichen Straßen und markierten Radwegen gestattet. Nationalparkwächter (Ranger) kontrollieren die Einhaltung der erlassenen Verordnung, um das Schutzbedürfnis bedrohter Tier- und Pflanzenarten zu wahren. 

Fortsetzung - Streckenchronik